Hoffnung für die Welt - Was bleibt davon?
Das Jahr neigt sich dem Ende und wir schauen zurück auf ein Jahr, das fast täglich mit schlechten Nachrichten beunruhigt. Zudem scheint sich für keiner unserer hinlänglich bestehenden sozialen und wirtschaftlichen Problemlagen eine Lösung anzubahnen; sondern im Gegenteil, uns erreichen immer neue Schreckensmeldungen. Global gesehen stehen wir vor schwerwiegenden Klimaveränderungen und besonders die zunehmenden schrecklichen Kriegsereignisse in der Welt sind eine einzig humane Katastrophe.
Alljährlich ist in den Ansprachen von Weihnachten vom Fest der Hoffnung die Rede. So beschrieb Heinrich Bedford-Strohm in seiner ehemaligen Funktion als EKD-Vorsitzender Weihnachten als ein Fest der grenzenlosen Hoffnung. Hoffnung als christliche Tugend neben Liebe und Glaube, wie es schon Paulus in seinem Korintherbrief erkannte, gehört zur christlichen Haltung.
Die evangelisch-reformierten Theologen Andreas Los und Thorsten Dietz sind hier skeptischer. Zum einen verweisen sie darauf, dass christliche Hoffnungsgedanken in der Vergangenheit mitunter ein schlechtes Image hatten und als kindlich, naiv und realitätsfremd abgetan wurden. Ferner könne man nicht einfach so weiter von Hoffnung sprechen angesichts des oben beschriebenen verschlimmernden Zustands der Welt. Kirche könne nicht lauthals behaupten, sie habe die Hoffnung, während es im Rest der Welt düster aussehe. Loos und Dietz schlagen vor, die großen und hochtönenden Hoffnungen erst mal auf Standby zu setzen. Dies scheint nicht nur für die Weltlage sondern auch für die Welt vor unserer Haustür zu gelten. Auch was die Zukunft des DEF betrifft werden bisweilen ähnliche Gedanken angetragen.
Dem möchte ich mit Luther antworten, dem der Spruch zugeschrieben wird: „Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.“ Wer ein Bäumchen pflanzt, der hofft darauf, daß er wächst und künftig viele Äpfel tragen wird. Manchmal erscheint uns die Lage aussichtslos.
Und dann plötzlich - wie aus dem Nichts - dürfen wir einen mystischen Moment der Gegenwart Gottes erleben, die alle Hoffnung mehr als gerechtfertigt. Als Beispiel: Ich erinnere mich an den Heiligabend 2021. Mitten in der tristen Corona-Zeit mit seiner Weltuntergangsstimmung und Isolationsvorschriften hatten einige Ehrenamtliche ein Stelldichein vor der Kirche mit gebastelten Kerzenhaltern und Posaunenchor organisiert. Nach dem Verlesen der Weihnachtsgeschichte, einer kurzen Ansprache und einem Lichtermeer aus hellen Kerzen wurde das "O du fröhliche" angestimmt. Und mit den ersten Tönen, fielen wie von ungefähr weiße Flocken auf uns hernieder. Über weißen Wegen genossen wir den Moment wollwissend, der Schnee würde wieder schnell schmelzen, zumal die Meteorologen nichts dergleichen angesagt hatten. Ein mystischer Augenblick, eine Ahnung von der geweihten Nacht. Eine Verbindung mit dem Göttlichen, so übergroß und so klein, wie ein Neugeborener. Vielleicht haben Sie Ähnliches erlebt. Beispielsweise ein Nachbar, den sie bisher als unnahbar erlebt hatten, entpuppt in der Not plötzlich als hilfsbereit und mitfühlend. Solche und andere Erfahrungen können uns erleben lassen, dass Hoffnung mehr ist und tiefer geht. Hoffnung ist eine Ahnung, ein Sinn für die Möglichkeit des Guten.