Jeremia sprach: Ich dachte: Ich will seiner nicht mehr gedenken und nicht mehr in seinem Namen predigen. Aber es ward in meinem Herzen wie ein brennendes Feuer. Jeremia 20.9

 

Von vielen Texten, die vor 2000 Jahren und mehr in der Bibel aufgeführt sind, haben wir das Gefühl die damaligen gesellschaftlichen Setzungen passen nicht zu uns heutige, die wir in einer modernen Gesellschaft leben und die vielleicht zu den Menschen des Okzidents noch nie gepasst haben. Doch zieht man diese erste Folie ab, so entdeckt man Gedanken und Empfindungen, die von allgemeinen und ewig gültigen menschlichen Überlegungen getragen sind: Verstanden werden, Enttäuschungen, Überlastungen, Erfolge oder Mißerfolge, Hoffnungen und Entsagungen, Verluste, etc.

Jeremia hat sich ein Leben lang eingesetzt für Gott und gehofft, bei den Leuten Zustimmung und Anerkennung zu finden. Nach vielen Jahren muss er erkennen, dass sich nichts davon erfüllt hat. Er hat seine Zuversicht verloren. Wie gut können wir da nachvollziehen, dass er von allem nichts mehr wissen will, am liebsten den Bettel den Leute vor die Füße schmeißen will und Gott nicht mehr reden will. So kann es auch uns ergehen, wir haben uns einer Lebensaufgabe gewidmet, doch anstatt auf einen Erfolg blicken zu können, müssen wir erkennen, alles war vergebene Liebesmüh.

Doch Jeremia spürt in seinem Herzen ein brennendes Feuer. Angesichts der vielfältigen Enttäuschungen mit Gott und der Religion, aus der Tiefe der Depression, der Ermüdung und Frustration erwächst der Wille, es noch einmal mit dem Christentum zu probieren. Er geht in sich, wartet. Aus dieser Leere erwacht etwas Neues, eine Kraft, neue Impulse. Er kann gar nicht anders, gerade dann, wenn Gott fehlt, die Suche nach ihm nicht aufzugeben, sondern darauf zu vertrauen, von ihm vor allem Suchen schon gefunden zu sein.

Ich wünsche uns allen zuweilen ein Innehalten, ein Neuausrichten und eine Gewissheit, auch in unserer Verzweiflung bleibt die göttliche mystische Kraft bei uns und beginnt als „kleiner Funke“ schon an zu glimmen.